Alte Braten in neuen Schläuchen (1)
Mancher Mensch verdirbt daran, dass er Dinge so gut machen will, dass er sie nie vollendet. Einer schreibt Jahre an seinem Buch über menschliche Pflichten und bleibt's schuldig, seine Weisheit der Menschheit zu übergeben, einer streut so lange Gewürze in die verkochende Suppe, bis sie nach allem schmeckt und sie - mit Salz, das Schnee von Bürgersteigen wegbrennen kann - keine Zunge mehr berühren darf, einer findet nie die beste Pointe und vergisst darüber die gute zu erzählen.
Schade nur, dass es keinen Einheitsgeschmack gibt. Das Optimum meint doch nur der zu sehen, der sein Werk als ideal betrachtet, und mit ihm die, die er von der Meinung überzeugen kann. Falschmachen geht nicht, und ja: Das gilt ebenso für Richtigmachen. Viele wissen das nicht.
In meinem Kopf wohnt ein Sammler. Und der weint, weil er sieht, wie Menschen ihre halbfertige Kunst wegschmeißen, weil sie kein Ende finden. Der Sammler will die Stücke aufklauben und behalten.
Das macht er schon, seitdem meine Hände malen und schreiben. Es ist wenige Tage her, als diese Hände einen Schuhkarton hervorzogen, in dem alte Ausgaben vom Gemeindebrief der Kirchengemeinde Jherings-/Boekzetelerfehn zusammengepresst stehen. Als Konfirmand begann ich 1995, Texte und Bilder auf Din-A-Bogen zu kleben, die als Vorlage in die Druckerei gefahren wurden. Vielleicht ist das folgende Stück mein erstes Comic in dem alle paar Monate erscheinenden Heft gewesen. Ich kann mich nicht erinnern, aus welcher Fernsehzeitung ich den Witz geklaut habe:
Erkennbar ist meine deutliche Vorliebe für das Alltägliche. Die Akteure sind Jens und Hermann - zwei Namen, deren Träger man mindestens sonntags dutzendfach in deutschen Fußgängerzonen findet. Mich hat überrascht, dass ich schon seinerzeit mit dem Thema Dänemark hantiert habe, in einer mentalen Schlichtheit, die ich bis heute nicht abzulegen bereit bin. Nur: Hätte nicht jedes außerhalb Deutschlands liegende Land für den Witz herhalten können? Was macht "Dänemark" bemerkenswert? Womöglich sind es die geistigen Verbindungen, die einem zufliegen: "Mark" gerät im Gehirn schnell in Verbindung mit Tomaten, "Dänen" klingt nach sportlicher Aufwärmphase. Verkoppelt ergibt das eine herrliche Mischung, die an Leibesübungen in Tomatenpampe denken lässt.