Samstag, November 29, 2008

Ein vermeintlicher Master of S8board antwortet

In den letzten Tagen habe ich viel Zeit mit Tony Hawks verbracht. Ich war letzten Sonntag in einem anglikanischen Gottesdienst in der Gemeinde Holy Trinity Brussels. Wie ich es von zu Hause aus der Adventszeit kenne, gab es da einen Basar — dieser noch wenig weihnachtlich. Es gab einen Buchstand, an dem ich mir als Ersatz für Cecilias Aherns "Für immer vielleicht" einen anderen Irland-Roman holte. Roman? Wohl eher eine Dokumentation: Tony Hawks fantastische Reise mit einem Kühlschrank, durch Irland, als Anhalter. "Round Irland with a fridge" und "Over 250.000 copies sold" steht da drauf, und die Tatsache, dass Tausende anderer sich das Buch auch in den Stubenschrank stellen wollten, war mir Kaufargument genug. Auch weil mir die Sache irgendwie bekannt vorkam.

Und bestimmt hatte ich auch schon von der Kühlschrankreise gehört oder die deutsche Fassung des Buches gesehen, die — wie er mir bestätigte — mein Bruder im Schrank hat. Ganz bestimmt aber hatte ich schon den Namen des Autors gehört, wenn auch mit einem S weniger. Tony Hawk, Großmeister des Skateboardings, der, dem nachgesagt wird, als erster mit seinem Brett in zweieinhalbfacher Drehung über einer Skateranlage geflogen zu sein, den 900er vollziehend. Und dann gab's Computerspiele, die er vermarktete, und deren Namen hörte ich, und deswegen kannte ich ihn wohl.

Diese Zufallsbekanntschaft trug wohl ihr Scherflein dazu bei, dass ich mir das Kühlschrankirlandreisebuch kaufte. Ob der Autor, Tony Hawks, Tony Hawk einst dafür dankte, dass seine Prominenz ihm einige Buchkäufer zuspielte, die sein Buch kauften in der Annahme ein unkonventionelles Stück mit Skateboardanleitungen in der Hand zu halten? Ich glaube nicht. Auch wenn Tony Hawks sehr geduldig mit dem irrtümlich bei ihm auflaufenden Fan-Volk umgeht, das eigentlich zu einem amerikanischen Sportler und nicht zu einem britischen Komiker wollte:

Dear Tony
I think you are cool, and my sister does too. Would you teach me some tricks? I really want to become a good skateboarder. How do you make a half-pipe? How old were you when you started skateing? How old were you when you learned how to do a kick flip? Do you ever come to Meigs County, Ohio to a skate park called Skatetopia? If so, would you let me know the next time you plan on being there.
DiJaun


DiJaun,
My, what a lot of questions. For answers, see below.
Q: Would you teach me some tricks? A: No
Q: How do you make a half-pipe? A: Take a whole pipe and cut it down the middle.
Q: How old were you when you started skateing? A: None of your business
Q: How old were you when you learned how to do a kick flip? A: I'm not telling you.
Q: Do you ever come to Meigs County, Ohio to a skate park called Skatetopia? A: No.
Q: If so, would you let me know the next time you plan on being there. A: You can rest assured, I shan't be there.

Now, there you are. Still like me? I doubt it.

TH



Hi Tony !!!!!!!!

Alles kla ?????????

Willste nich ma nach Wülfrat kommen und mir'n paar Tricks auf'n Skateboard beibringen ????

Ciao !

Diddy !!!!


Diddy

I am sorry but you seem to have mistaken me for a German

Tony Hawks

PS. Are you aware of the recent soccer match in Munich where England beat Germany 5-1?


hi can you send me tips
yes. Here are two. Don't stand downwind of flatulent people, and try not to get involved in leapfrogging unicorns.


tony,
will you ever retire from skate boarding
how hard was it to do the 900
who is your favorit skate boarder
your fan
Justin


Justin,
? This is a question mark. Don't be afraid of it.

Now answers to your queries:

Will I ever retire from skate boarding?
Only when I can slide along on the thing without falling off and bashing my knee.

How hard was it to do the 900?
Quite hard. Especially since around 750 of them said 'no' at first. I needed to be very persuasive.

Who is your favorit skate boarder?
He's dead now, but it used to be Harry Secombe.

TH


Bout ye big guy!!!!! Tone, I'm like ur bigest fan.i'm 9yrs old and bin sk8ing for like 2 yearsur amazing man, u rock dude i am your biggestt fan i gotta go luv will

Will,
We should hook up some time. You seem exactly my type of guy. It would be nice to sit down over a sherry and discuss Proust, listen to poetry and do the odd 'ollie' if the fancy takes us. I'll be in touch.

Possibly

TH


Tony Hawks hat die Anfragen und seine Antworten auf seiner Website gesammelt. Wer sich vielfaches Weiterklicken sparen will, geht auf archive.org.

[via tvscoop.tv]

Sonntag, November 09, 2008

Brussels in a Heartbeat (1) – Karte kaufen

Regina hatte mich schon vorinformiert: In Brüssel wie in jeder Großstadt gibt es Monatskarten für den Verkehrsverbund, und für den hiesigen ist ein Passfoto nötig. Das brachte ich bei meiner Anreise vor einer Woche mit, und am Montag nach dem ersten Arbeitstag wollte ich zur „BUTIK“ hetzen, um dort Antrag auf die Karte zu stellen.

Am längsten geöffnet hat die Butik an der Station Broukère, fand mein Arbeitskollege für mich heraus. Bis sechs. 20 Minuten davor trat ich in die Metro an der Station Schumann unter dem Hauptgebäude der Europäischen Kommission ein. Um sechs, nach einer kurzer Plauderei mit einem Postmitarbeiter, der den Weg zur Butik sagen konnte, stand ich vier Meter entfernt vor den Schaltern vor einer Glasscheibe, auf der stand, am 3. November sei „fermé“. Stimmt: Am Samstag war ja Allerheiligen, und weil dieser Feiertag aufs Wochenende fiel, musste werktags Ausgleich für den Verlust eines potenziell arbeitsfreien Arbeitstags geschaffen werden.

Am Dienstag nahm ich wieder am Abend die Untergrundbahn. Falsche Richtung. Bei „Montgomery“ aussteigen, Seite wechseln, auf die Bahn warten. Richtige Richtung, ständig auf die Uhr gucken. Zu spät an der Butik ankommen. Wieder vor der Glasscheibe stehen, sehen, wie der Sicherheitsbeamte die Hände wie beim Däumchendrehen umeinander kreisen lässt. „Morgen wiederkommen“, sagte der französischsprechende Belgier, als ich nachfragte. Ich sah Frauen an den Schaltern, die ihrem Feierabend entgegenlächeln. Ich überraschte mich damit, dass ich kraftvoll grumpfte.

Am nächsten Morgen fand ich mich gegen Viertel nach acht an der Butik am Gare du Midi (die niederländisch sprechenden sagen: Zuidstation) wieder mit der Nummer 57 in der Hand. Die ist für Cash-Zahler. Wer mit Karte zahlt, bekam eine Dreihunderter-Nummer. Eine Stunde später hielt ich noch immer den nun etwas zerquetschteren Berechtigungszettel in der Hand und hatte für zwei Euro ein Portraitfoto von mir erstanden. Mit 9 mal 13 Zentimetern zu groß, um es als Passfoto für das Monatsticket ausgeben zu können. Ich wollte ein Alternativbild zu dem, das ich aus Bielefeld mitgebracht hatte. Der Automat hatte mir nicht gesagt, das ein Portrait größer ist als der teuere Satz Passfotos, den er auch feilbot.

Drei Schalter waren in der Butik in Betrieb. Aber nicht immer. Mal verschwanden die Mitarbeiter in den Kammern dahinter, und mal telefonierten sie parallel, während die bedienten. Ich bemerkte, dass unabhängig vom Schalter im Wechsel nacheinander die Barzahler und dann die Kartenzahler drangenommen wurden. Als Brüsseler könnte ich also einfach beide Berechtigungszettel ziehen. Unfair.

Mein Mitarbeiter konnte auch Englisch. Drei Minuten, nachdem ich ihm mein Zettelchen gereicht hatte, hielt ich mein Monatsticket in der Hand. Das ging ja schnell.

Mittwoch, November 05, 2008

Was'n da los?

Heute erreichte mich folgende Zuschrift:

Ohhh, ich krieg heut' noch die Pimpernellen!!! Also dieser Tag steht eindeutig unter einem schlechten Stern:

Die Pechsträhne fing beim Wäsche waschen an: Als ich unten im Keller stand, stellte ich fest, dass ich mein Geld vergessen hatte. Also wieder hoch, Geld geholt (ich habe uns eine Wasch-Kleingeld-Kasse eingerichtet). Wieder im Keller schmeiß ich die vermeintlichen 1,50 EUR ein. Aber NEIN! Es waren nur 1,20 EUR! Prima! Wieder hoch, 30 ct holen und wieder runter, 30 ct nachschmeißen.
Dann wollte ich einkaufen und habe den Bus verpasst. Dann dachte ich mir beim nächsten Bus: nimmste mal den Müll mit runter! Und: was passiert: Die Tüte reißt auf und die Hälfte liegt im Flur, natürlich alles schön matschi. Ich zur Küche, eine neue Mülltüte geholt und will umpacken. Und: was passiert zum zweiten Mal?? Richtig! Auch die zweite Tüte reißt auf! Nur dass sie es gleich richtig macht und nun der komplette Müll im Flur und Bad ist. Vor lauter Wut hab ich alles liegen gelassen und bin raus zum Bus. Dann habe ich beim Jibi eingekauft und stehe an der Bushaltestelle und der Bus kommt geschlagene 20 min zu spät!!!!! Wieder zu Hause habe ich in den neuen Mülltüten den Müll verstaut. Er steht jetzt in drei Tüten verpackt vor der Tür. Dann ist mir soeben die Milch übergekocht und zu allem Überfluss ist auch noch die Milchpackung im Kühlschrank ausgelaufen.

Donnerstag, Oktober 09, 2008

Dapper Digits

Ob wohl die 13 Stellen auf der Schuldenuhr der Amerikaner Unglück gebracht haben? Jetzt musste die Anzeigetafel in New York um eine Ziffer ergänzt werden. Live zu verfolgen ist das, nun ja, negative Wachstum des Staatshaushalts hier und da. Doch was die flink rasenden Ziffern angeht, sind sich die beiden Chronistenseiten offenbar nicht ganz einig. Gut 10 Billionen Dollar Minus auf dem Staatskonto zeigt die eine Seite an, die andere geht von einer Billion weniger aus. Ob da vielleicht das 700-Milliarden-Rettungspaket für die US-Banken vergessen wurde. Nun ja, sind ja nur Peanuts. Und ohnehin:

"Geld (abstrakter, reiner Wert) ist keine Substanz. Geld kommt erst eine Realtiät zu, wenn es die natürlichen Subjekte als ein nützliches Mittel zur Regelung ihrer Verhältnisse untereinader ANERKENNEN und es mit diesem Akt verWIRKLICHt wird." (siehe da)

Genau das werde ich heute beim Einkauf der Kassierin in der REWE erzählen.

Nachtrag: Die Schuldenuhr für die BRD ist beim Bund der Steuerzahler zu finden.

Donnerstag, Mai 08, 2008

Zusammenfügen von PDF-Dateien

Nachdem ich vor kurzem noch etwas umständlich einzelne PDF-Seiten mit PDF Blender zusammengefügt habe - umständlich, weil ich dafür zunächst Ghostscript installieren musste-, bin ich jetzt auf eine schöne, übersichtliche Lösung gestoßen: PDF Split and Merge. Das Programm ist Freeware und OpenSource-basierend. Einmal installiert, kann man damit prima in PDFs umgewandelte Scans in eine einzige Datei zusammenfassen, zum Beispiel bei Foto-Dokumentationen der Ergebnisse von Arbeitsgruppen oder bei Bilderalben vom letzten Urlaub. OpenOffice mit seiner integrierten PDF-Exportfunktion bleibt da freilich immer noch eine hilfreiche Alternative.

Donnerstag, März 13, 2008

Plötzlich da und dann wieder weg


Er war nach 45 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft und das einzige Buch, das er ins Camp retten konnte, war der "Urfaust". Den hielt er immer bei sich. Mit Mitgefangenen führte er die Geschichte auf.

Viel mehr konnte er mir nicht erzählen. Er war an der Haltestelle Rathaus an mich herangetreten, weil ich seine alte Reclamausgabe in Händen hielt. Zumindest eine, die so aussah, meine ist von 48. Ich will seit langem schon mal den Faust oder eben seinen Vorläufer lesen und hatte das Heft 20 Minuten vorher aus meinem Regal gefingert.

Ergreifende Augenblicke nehmen sich nie viel Zeit. Ich war ungeduldig, weil ich für kurz darauf einen Termin hatte. Fast dicht an dicht liefen wir zur gerade haltenden Stadtbahn. Ich hoffte, er steigt mit ein. Wie er Banderolen von Gemüse- oder Obstkisten im Lager gesammelt habe, erzählte er noch. Darauf schrieb er Gedichte, die andere im Lager behalten hatten.

Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Lehrer. Heute kann kaum noch jemand Gedichte auswendig, sagte er. Die Tür begann, sich zu schließen. "Ich wünsche Ihnen alles Gute", sagte er. "Das wünsche ich Ihnen auch." Abfahrt. Ich lese weiter. "Wie alles sich zum Ganzen webt/ Eins in dem andern würkt und lebt".

Sonntag, März 02, 2008

Plastik für Distanz

Kindheit in den 80ern in Deutschland birgt Geheimnisse, die sich erst nach und nach offenbaren. Etliche Geheimnisse waren erst gar keine. Zum Beispiel habe ich mich als Sechsjähriger nicht gefragt, was das sollte, als dem Vater von Bibi Blocksberg während einer Versammlung zugerufen wurde: “Sie sind ja ein Roter!” Ich hab einfach ausgeblendet, dass damit mehr gemeint sein könnte als die Gesichtsröte von Vater Bernhard.

Das rote Ausklappteil an meinem gebrauchten 24er Fahrrad konnte ich auch nie deuten. Ich habe zwar zwischenzeitlich begriffen, dass die kleine rote Plastikklappfahne am Ami-Briefkasten meiner Nachbarn in Jheringsfehn den Zweck hat, anzuzeigen, dass Post angekommen ist. Das Ausklappteil an meinem Rad ging nicht nach oben, sondern zur Seite raus und war ungleich länger als die Fahne, vielleicht so 30 Zentimeter. Der Zauber lag für mich darin, dass die Schwenkvorrichtung ein zusätzliches Accessoire war, das mein Bruder nicht hatte und das mir beim Fahrradkorso vom VfL Jheringsfehn außerdem den Neid aller Kinder verschaffen konnte. Mein Fahrrad besaß zusätzlich einen Tacho, den ich für eine Dauer von einer halben Minute auf 30 km/h bringen konnte. So einen hatte mein Bruder auch nicht.

Wenn ich jetzt morgens in Bielefeld mit dem Rad die Alfred-Bozi-Straße überquere und dann in den Tunnel in der Von-der-Recke-Straße fahre, schaffe ich vielleicht 20 km/h, weil es hügelauf geht, und den Autofahrern hinter mir bleibt nur die Wahl, hinter mir herzuzuckeln oder knapp an mir vorbeizuziehen. Die 1,50 Meter Abstand, die ich in der Fahrschule beigebracht bekommen habe, halten die Überholer oft nicht ein. Ich hab dann zwar keine Angst, aber weil ich fast zwanghaft darauf bedacht bin, mein Recht durchzusetzen, hätte ich gerne einen Apparat, der die Autofahrer an ihre Pflicht zum Abstand erinnert. In dem Moment, als ich zum ersten Mal daran dachte, dass ein derartiger Apparat doch eine segensreiche Erfindung wäre, fiel mir mein grünes Kinderfahrrad wieder ein. Abstandskelle heißt das schicke Accessoire, das den motorisierten Verkehrsteilnehmer hinter einem Kinderrad auf die Schutzgedürftigkeit des minderjährigen Radlers hinweist. Das Rot warnt auch davor, dass das Kind ziemlich unerfahren steuert und deswegen für nachfolgende Fahrzeuge eine Gefährdung darstellt.

Einige Väter meinen den Gefährdungscharakter noch dadurch verstärken zu müssen, dass sie eine verlängerte Abstandskelle basteln, an deren Ende ein Metallstück (z.B. ein Nagel) montiert wird. Das ist nicht nur lackgefährlich, auch fürs Kind ist es eine Herausforderung. Da hat es gerade gelernt, ohne Stützräder auszukommen und soll dann mit einem 1,5-Meter-Stab am Rad durch den Stadtverkehr eiern. Ich selber werde mich weiter den Attacken der Autos stellen müssen. Denn für mich kommt nicht mal die harmlose Abstandskelle in Frage, mein Rennrad hat ja nicht mal einen Gepäckträger, an dem ich das Ding festmachen könnte. Außerdem sind auch schon die harmlosen schwabbeligen Abstandskellen mindestens genau so verboten wie rotierende Spinning-Wheel-Radkappen am VW Golf.

Mittwoch, Februar 20, 2008

Soliloquy

Das, was ich noch von meiner Uroma (die, die bei uns in der Nachbarschaft wohnte) weiß, ist, dass sie mit verschränkten Armen im Garten auf und ab lief und - hier kommt jetzt verschwommenes Meinen-zu-wissen ins Spiel - mit sich selber redete. Das kommt mit fortgeschrittenem Alter bei jedem, bei mir jetzt auch. In meinen Zwiegesprächen mit mir selbst geht es wie üblich um Leiden an der Welt, Nostalgie und zuweilen auch Trasch. Heute hab ich mein Gehirn mal verkabelt und meine Gedanken mitgeschnitten.



Für Altersgenossen: Der fliegende Ferdinand zum Angucken.

Montag, Februar 18, 2008

Ich bei den Bären und beim Bücherdurchstöbern


Thorsten und ich haben uns in den vergangenen Tagen wieder aufgemacht, um Bielefeld zu erkunden. Herausgekommen ist die Blaupause Nummer 14. Die läuft zurzeit im Kanal 21 und ist jetzt auch hier zu sehen. Ein Thema ist die Bärin Jule, die von Stralsund nach Bielefeld gezogen ist und sich nun im Tierpark Olderdissen an ihren neuen Mitbewohner Max gewöhnt. Außerdem: ein Interview mit dem Schriftsteller Selim Özdoğan, mit dem ich über einige mitgebrachte Bücher anderer Autoren sprach. Ebenfalls in der neuen Blaupause: Eindrücke vom Infotag “Umwelt-Bildung Bielefeld” des Bielefelder Jugendrings in der Ravensberger Spinnerei.

Frühere Episoden der Blaupause: No 13| No 12| No 11

Donnerstag, Februar 14, 2008

Bilderreigen im Schuppen

In Personalunion als Berichterstatter und Teilnehmer habe ich am Freitag bei 24. UniVideoMagazin (UniMaz) im Ringlokschuppen in Bielefeld im Publikum gesessen. Justin Credible war mein Alter Ego auf der Leinwand, ein TV-Homeshoppingverkäufer. Matthias Sentker und Björn Rexin waren Macher des Kurzfilms, in dem Justin und sein Kollege Tony Flex (Matthias) sich aufmachen, die Welt vor einer Invasion von bepiercten Emos aus dem Weltall zu retten. Im letzten Kurzfilm waren die beiden noch zurückhaltender und wollten einfach nur den "Brickmaster 3000" (Vergleichsbild) zu einem guten Preis unters Volk bringen.

Andere Werke, die bei der Videoshow liefen, waren "Dem Braut ihr Kleid" (hier zu gucken). Ein Mann hechtet darin im Brautkleid durch die Stadt, nachdem er nach einem Schäferstündchen durch ein Fenster flüchten musste und seine Geliebte ihm als Warmhalter ihr Heiratskostüm zuwarf, dem ihr Ehemann dann hinterherrennt. Die Wahl des Publikums brachte den Film am Ende des Abends auf Platz eins.

"Zwischenwelt" - ein improvisierter Kurzfilm (u.a. von Sven Stickling) über zwei Mafiosi, die in einer Welt zwischen Diesseits und Jenseits landen - bekam Platz 2. Guckbar ist der Film da.

Gemeinsames Thema der Kurzfilme war "Glück". "Der Goldene Schuss", ein klamaukig-intelligentes Portrait zweier Lokal-Fußballmannschaften kriegte Platz 3. Den Jurypreis bekam der Film ['fry:Styk] - gesprochen: Frühstück.

Für Hertz 87,9 habe ich unter anderem mit Fabio Magnifico, der Mann hinter dem UniVideoMagazin, gesprochen, außerdem mit Gewinnerfilmhauptdarsteller Markus Hermanns. Eine Reportage, die die Äußerungen meiner Interviewpartner und den Lärm im Hintergrund widergibt, ist exklusiv hier zu hören:



Mehr zum Thema bei Marc Tönsing.

Das Bild oben zeigt die Moderatoren der Show, Andreas Liebold (links) und Nirma Schomeier (rechts), sowie die Jurymitglieder Harald Kranz von der Firma Boge (2. von links) und Marc Tönsing. Kranz berichtete an dem Abend von der Bielefelder Soap Opera "Lohmannshof", die von Boge unterstützt wird. Zwei Folgen der Serie liefen außer Konkurrenz beim UniMaz.

Donnerstag, Januar 31, 2008

Der 24-Stunden-Report, German Ed. (1): 17 Uhr

Na Logo: Wenn jemand mit Kreide über eine Tafel schrammt, fühlt sich das an, als würde uns jemand einen spitzen Stahlnagel in den Thalamus treiben. Inzwischen liebe ich es, selber die Kreide quietschen zu lassen. Ich komme mir dann immer unheimlich unverwundbar vor.

Spezielle Entwicklungsabteilungen in Antipastiproduktionsunternehmen haben Menschen wie mich als Bekehrungswürdige ins Visier genommen, um uns klar zu machen, dass auch wir den Schmerz zulassen müssen. Die Kreide schleift langsam, mein Schmerz kam jäh.

Ich kam nicht mal in die Lage, darüber nachzudenken, mich in Sicherheit zu wiegen, als ich wie mein Mitbewohner seine neue Salatkreation auf meinem Teller zurechtlegte: gewürfelte Gurke, Tomatenstücke, gebröckelter Feta, umspült von Zitronensaft mit Pfeffer und Salz, in dem Knoblauch gelöst war. Dazu süßes Naan-Brot nach indischer Rezeptur, frisch aus dem Toaster. Oliven positionierte ich daneben auf meinem Teller und in Weinblätter gefüllten Reis, den ich mir als einen der ersten Happen in meinem Mund schob. Ich plauderte mit meinem Mitbewohner, und ohne darüber nachzudenken, dass man kräftig kauen soll, schickte ich mich an, genau das zu tun: Zubeißen. Der Reis ließ sich davon beeindrucken und matschen. Der Kieselstein mit der Größe einer homöopathischen Pille entschied sich gegen Nachlässigkeit und stemmte sich in meinen Backenzahn.

Ich fühlte mich als wäre ich eine Schultafel, über die ein Rabauke mit roten Klinkerstein kratzt. Jetzt reicht weiches Fladenbrot, um mich schaudern zu lassen. Das Steinchen hat einen Zahnarzt imitiert und eine kleine Mulde in meinen Zahn gebohrt. Ein echter Dentist muss nun den Pfusch seines Hochstaplerkollegen wieder in Ordnung zu bringen.

Kann ich, wenn ich nachweise, dass der Kiesel wie die Weinblätter aus dem türkischen Bursa kommt, die Reparaturkosten für meinen Zahn an den Fabrikanten der Antipasti-Spezialität schicken? Warum behaupten heute Menschen, sie hätten früher, als sie ganz schlimm Hunger hatten, immer auf Kieselsteinen lutschen müssen? Ich kann keinen kulinarischen Nutzen entdecken, wenn ich mir meinen persönlichen Überraschungskiesel, den ich unglücklich nach seiner Attacke aus dem Reismatsch zwischen meinen Zähnen retten konnte, auf die Zunge lege. Er ist wohl noch zu klein.