Dienstag, November 07, 2006

Was Oma noch wusste ...

Brot hält sich in meiner Manteltasche besser als auf dem Küchentisch meiner WG. Das hat ein versehentlicher Test mit einem Zwiebelbaguette ergeben. Die Studie erstreckte sich über zwei Tage. Der beinahe noch fluffige Brocken Zwiebelbrot, den ich heute in meiner Manteltasche am Flussufer in Minden hervorkramte, ließ Abbeißen ohne Zahnschmerz zu. Der Brocken, den ich, zurück in der WG, zu mir nahm, ließ Zahnschmerz nicht nur zu, sondern forderte ihn durch seine steinharte Konsistenz regelrecht heraus.

Doch darum geht es gar nicht. Am Wochenende habe ich einen Fehler gemacht und bin am Samstagvormittag Einkaufen gegangen.
Meine Mutter sagte zuvor: "Johnny, Deine Familie hungert. Es dürstet uns nach neuer Nahrung. Ich bin nicht willens, die Ware zu beschaffen. Gehst Du?" Ich: "Ma. Es wurde Zeit, dass Du diese Frage stellst. Nein. Ich gehe auf keinen Fall."
Mutter schaute nicht unböse. Ich griff meinen Bruder Jimmy und ging. Das Auto brachte uns in die nächste Stadt. Wir betraten einen handelsüblichen Supermarkt. Die Einkaufliste war sehr lang.
"Hui", sprach mein Bruder. "Die ist sehr lang. Es bahnt sich ein allzu aufwändiger, zeitintensiver Einkauf an."
Ich stimmte ihm zu. Ein Geistesblitz fuhr in mein Hirn. "Wir könnten uns verstecken und erst wieder rauskommen, wenn Mutter den Auftrag, den sie uns gab, vergessen hat."
"Nein. Ma wird es merken, und sie wird uns finden und dann ... kurzer Prozess." Mein Bruder fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
Ich: "Okay. Kaufen wir halt den ganzen Laden."
An der Kasse ließen wir den Geschäftsführer kommen. Er hatte langes braunes und gewelltes Haar, war etwa so hoch wie ein gesunder Tomatenstrauch und kam gleich zur Sache: "Worum geht's?"
Mein Bruder: "Wir wollen alle Verkaufsregale dieses Etablissements samt aller darauf abgelegten Produkte kaufen."
"Gerne. Das ist eine kluge Investition." Er blickte starr geradeaus an uns vorbei. "Rechne, rechne - das kostet eine Million Euro. Wie möchten Sie zahlen?"
Ich: "Mit Stillschweigen." Ich nickte meinem Bruder zu. Er fingerte ein verräterisches Foto hervor, das den Geschäftsführer eindeutig mit Menschenaffen zeigte. Das Foto war nicht schmeichelhaft (es zeigte ihn im Profil) und ließ Rückschlüsse auf den Charakter des Geschäftsführers zu.
Das Gesicht des Geschäftsführers lief purpurrot an. "Nehmen Sie's mit", sagte er und machte eine ausholende Handbewegung, die den gesamten Markt umfasste.

Wir wollten unsere Einkäufe gerade im Kofferraum verstauen; doch just in dem Moment, als wir aus dem Geschäft traten, war der Parkplatz verschwunden und die Wüste lag zu unseren Füßen. Vorhin war sie noch viele Kilometer entfernt in südlichen Urlaubsregionen gewesen. Der Sand war sehr fein und die Sonne brannte heiß.
"Wir müssen Vater alarmieren. Er soll uns helfen", sagte ich.
Mein Bruder nickte. Ich drückte die Daddy-Call-Taste auf meiner Universaluhr und sprach Dad gut zu.
"Wird Vater mit dem Traktor kommen?", fragte mein Bruder.
Ich wusste es nicht. Doch ich rechnete fest damit. Die Einkäufe waren sehr unhandlich.
Zwei Minuten darauf vernahmen wir ein Röhren aus der Luft. Vater landete seinen Airbus-Jumbojet. [Fortsetzung folgt]

Keine Kommentare: