Dienstag, November 07, 2006

Wenn Oma das wüsste ...

[Fortsetzung] Der Jumbojet ist etwas größer als Vaters Traktor und verbraucht mehr Sprit. Trotzdem: Das schlechtere Ökobilanz durch das Kerosin ist Vater egal - er wechselt je nach Lust und Laune zwischen Traktor und Jet hin und her.

Für meinen Bruder, mich und die Einkäufe brachte das einen entscheidenden Nachteil: Der Kofferraum vom Jet ist viel zu klein (etwa so groß wie der von einem Smart). Nur mit Not und Mühe drückten und prügelten wir unsere Supermarkt-Kollektion hinein. Mein kleiner Bruder musste den Getränkeautomaten auf den Schoß nehmen, die Sellerie steckte ich in meine Jackentaschen, die Kugelschreiber schoben wir hinter Vaters Ohr.

Unsere Ankunft daheim war sehr festlich. Mutter setzte das Luftgewehr ab, kurz nachdem wir gelandet waren, und bewarf uns mit bunter Farfalle. Die war noch vom Vortagsmittagsmahl über; unsere Schweine essen die nicht.

Es war ein großes Hallo. Doch während Mutter die Einkäufe ins Haus wuchtete, hielt sie inne. Etwas stimmte nicht. Mutter ist sehr sensibel, wenn etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich in ihrem Tagesablauf gestört.
Mutter: "Johnny und Jimmy. Hier stimmt was nicht. Das rieche ich doch zehn Meilen gegen den Wind." (An dem Tag kam der Wind aus Nordost.)
Ich: "Oha. Ich darf annehmen, dass das, was dich beunruhigt, Folgen für unseren heutigen Tagesverlauf haben wird." (Jimmy und ich drehten uns nach Nordosten. Die Luft roch etwas mehlig. Jimmys Augen quollen hervor, er musste stark husten - es war also alles wie immer.)
Mutter: "Ihr habt die Konfitüre vergessen, die mit Sauerkirsch."

Es ist ein großes Versäumnis der Menschheit, dass sie es nicht vermag, eine Balance zwischen der Nachfrage und den tatsächlich im Supermarkt stehenden Sauerkirschkonfitüren herzustellen.

"Ma - wir werden uns darum kümmern. Mache Dir keine Sorgen". Das sagte ich. Und innerlich kochte ich. Die Hitze hatte keinen Deut nachgelassen. Die Sandkrümel in meinen Lederschuhen kitzelten meine Zehen. Ich holte den Eselskarren, ließ mich mit meinen Bruder darauf nieder. Los ging die Reise. Das Schicksal sollte uns zu einem modernen Supermarkt bringen, der von Sauerkirschkonfitüre nur so klebte. Das zumindest hofften wir. Der Finger meines Bruder geriet in eine Radspeiche des Karren und wurde eingequetscht. Ich riss seine Hand von der Achse weg. Wir konnten uns keine Verzögerung erlauben. Mutter wartete. [Fortsetzung folgt]

Keine Kommentare: