Der 24-Stunden-Report (1): 1 Uhr
Dänen hatten mir ein Ständchen gewidmet, als ich im IC nach Roskilde sitze und vor mir ein aufgeregter Trainingshosenträger im Gang hin- und herspurtet, um bei jedem Gang sich im bahneigenen Automaten einen Plastikbecher mit neuem Instantgetränk zu besorgen. Die Dänen haben also Kaffeeautomaten in ihren Zügen - meine zweite Grenzerfahrung; das kenne ich aus Deutschland nicht (was womöglich darauf zurückzuführen ist, dass ich da Autofahrer bin).
Die erste Grenzerfahrung waren die Bundespolizisten im Zug Hamburg-Dänemark, die meine in ein Küchentuch gebettete und im Koffer lagernde Flasche Scharlachberg in Ruhe ließen - ja nicht einmal danach fragten -, aber den seriösen Dänen im Anzug, der mir gegenüber saß und gewöhnlich schnarchte oder telefonierte, aufforderten, seine Plastikbox aufzumachen, weil da ausländische Devisen drin sein könnten (die Dänen wollen nun mal keinen Euro, da passen sie und die deutschen Grenzpolizisten gut auf).
Das Büffet im RIZRAZ in Kopenhagen - der Anlass meines Ausflugs in die Hauptstadt - zahlte ich in Kronen (79 davon). Meine dänischen Kommilitonen taten es mir gleich, und einige legten noch 35 Kronen drauf, fürs Bier. 35 Kronen - das sind 4,697986 Euro, und solche schiefen Summen mit derart vielen Ziffern hinterm Komma mögen der Grund dafür sein, dass die Dänen ihre Krone behalten wollen; die Europäische Zentralbank ist einfach nicht bereit, Münzen zu produzieren, deren Nennwert weit unter einem Cent (z.B. bei 0,000006) liegt. Verständlich. Und das sieht auch der nicht ganz unpatriotische Staat Dänemark ein und lässt die Eurozone mit ihrer Zentralwährung allein.
Für Königin Margrethe II. ist es kein Problem, die 35 Kronen für ihr Feierabendbier aufzubringen (35 Kronen: "Das sind ja über neun Mark", würde meine euroskeptische Tante zwischenzeitlich gewiss ausgerufen haben), auch die jungen Dänen schleudern dieses Trinkgeld locker auf den Tresen. Sie haben vorher zu Hause ordentlich vorgeglüht und genehmigen sich in Bar und Disko nur noch ein, zwei Bier. Trinkgeld im engeren, deutschen und US-amerikanischen Sinn zahlen sie dann nicht, auch nicht im Restaurant. Eine dänische Studentin erzählte mir, das würde allzu angeberisch aussehen.
Weswegen ich später im Café Retro für mein Carlsberg im Plastikbecher den Lokalpreis zahlte (wenn ich nicht irre, beginnt dort die Bier-Preisliste mit einem Flaschenbier für 24 Kronen). Als ich wieder auf der Galerie anlangte, verlangten die Dänen, mit denen ich dort war, von mir die Nennung dreier Musikinstrumente. Ich rechnete mit einem Psychotest und entschied mich für Triangel, Blockflöte und E-Gitarre. Das Ergebnis war ein Geburtstagsständchen in der Landessprache. Es ging wohl darum, dass Jörg mit dem jeweiligem Instrument Klänge produziert, weil er Geburtstag hat, vielleicht ging es auch darum, dass die Sänger des Liedes mit dem jeweiligen Instrument Klänge produzieren. Das würde erklären, warum sie in munterer Manier phantomimisch die unsichtbare Triangel schlugen und danach pusteten und schrammelten.
[Translation] As I sit in the train back to Roskilde, there was a man in sport clothes (in Germany formally called "potenzieller Hartz-IV-Empfänger", a unfair term which actually does not fit for danmark, because there is no monster word as "Hartz IV", it is a very german invention). The man bought coffee. Before he bought it, the coffee was in an automat which is in the compartment of the train. I was rather astonished: Germany is a developing country concerning coffee automats in trains.
Strangers should know, that beer is very expensive in Denmark (sometimes 35 Kronen which are a plenty of Euros). You should drink at home. Don't go to dance locals. And when you go: Don't spend any cumshaw and drink only one beer. If you are thirsty, go to the bathroom and drink water (the quality of danish tab water is quite okay).
Danish people like to play invisible instruments, when there is somebody's birtsday.
It is about 2am as my train arrives in Trekroner, one station far from Roskilde station and my place of residence.
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