Donnerstag, Februar 22, 2007

Der 24-Stunden-Report (3): 3 Uhr

Ich habe zum ersten Mal auf Englisch geträumt. Alle jungen Menschen, die für mehrere Monate ins Ausland gehen, wünschen sich so eine Sprachumprogrammierung. Es kommen sogar Kanadier hier nach Dänemark, um die englische Sprache zu lernen und dann darin zu träumen. Das gilt zumindest für französischsprachige Kanadier (die nicht Kanadier genannt werden wollen, weil sie aus Québec kommen). Der einzige englisch sprechende Kanadier ist hier, weil seine Vorfahren Wikinger waren. Ich muss mich also nicht rechtferigen, wenn mich jemand fragt, warum ich für meinen verlängerten Sprachurlaub ausgerechnet diese gering bevölkerte Inselreich gewählt habe.
Von meinem englischen Traum sind mir nur vage Erinnerungen geblieben. Irgendwelchen Wesen mit gestauchten Leibern (vielleicht Menschen) in einem Supermarkt, die mich ansprechen. Gerne würde ich antworten, hab nur leider ein nicht unwesentliches Problem: Ich verstehe kein einziges Wort.
Okay, ein Wort habe ich behalten: Edge. Doch was soll ich damit anfangen? Wollen die mir sagen, dass ich mich grenzwertig verhalte? Dass ich mal lieber Geld auf die hohe Kante legen sollte?, Dänemark ist ja nicht so ganz günstig.
Vermutlich esse ich zu viel Warmes am Abend. Hier im Wohnheim gibt es regelrechte Essgelage. Alles durcheinander: spanisches Omelette mit Pasta mit Salat mit Reis mt dänischem Leitungswasser als Begleitgetränk. Davon kriegt man automatisch Alpträume, weil der Körper trotz Schlafs nicht zur Ruhe kommt, weil der Magen verdauen muss. Ob allerdings von der Güte her ein Unterschied besteht zwischen warmen und kalten Essen, weiß ich nicht. Ich gebe nur wieder, was mir zugetragen wurde.
Erst jüngst habe ich mir deutsche Hausmacherkost zubereitet. Ein ganzes Blech Pizza habe ich bislang noch nie in meinem Leben für mich alleine gehabt - in meiner WG muss ich immer was abgeben (was ich gerne tue, echt Jungs!) und die Großfamilie, der ich entstamme, ist meist so freundlich, mir als Dank für meine Mühe und gutes Benehmen ein Stück überzulassen. Ich habe drei Tage für das Blech gebraucht. Und dann hatte ich diesen Traum, obwohl die Pizza kalt war (zumindest an den zwei letzten Tagen ihres Daseins).
Als ich die Zutaten für die Pizza gekauft habe, fing mein Gehirn an, auf Englisch zu denken. Sehr einfaches Englisch: "Aha, 10 Krones. This price is usual ... Carrots for 20 Krones. That is rather unusual." Ich bin 45 Minuten im Laden herumgelaufen, und ständig das Gleiche "usual" - "unusual". Das ist ja noch ziemlich ungefährlich. Was aber mache ich, wenn mein Hirn komplett auf Englisch umschaltet? Wie im Traum. Ich verstünde meine eigenen Gedanken nicht mehr.

Keine Kommentare: