Brussels in a Heartbeat (1) – Karte kaufen
Regina hatte mich schon vorinformiert: In Brüssel wie in jeder Großstadt gibt es Monatskarten für den Verkehrsverbund, und für den hiesigen ist ein Passfoto nötig. Das brachte ich bei meiner Anreise vor einer Woche mit, und am Montag nach dem ersten Arbeitstag wollte ich zur „BUTIK“ hetzen, um dort Antrag auf die Karte zu stellen.
Am längsten geöffnet hat die Butik an der Station Broukère, fand mein Arbeitskollege für mich heraus. Bis sechs. 20 Minuten davor trat ich in die Metro an der Station Schumann unter dem Hauptgebäude der Europäischen Kommission ein. Um sechs, nach einer kurzer Plauderei mit einem Postmitarbeiter, der den Weg zur Butik sagen konnte, stand ich vier Meter entfernt vor den Schaltern vor einer Glasscheibe, auf der stand, am 3. November sei „fermé“. Stimmt: Am Samstag war ja Allerheiligen, und weil dieser Feiertag aufs Wochenende fiel, musste werktags Ausgleich für den Verlust eines potenziell arbeitsfreien Arbeitstags geschaffen werden.
Am Dienstag nahm ich wieder am Abend die Untergrundbahn. Falsche Richtung. Bei „Montgomery“ aussteigen, Seite wechseln, auf die Bahn warten. Richtige Richtung, ständig auf die Uhr gucken. Zu spät an der Butik ankommen. Wieder vor der Glasscheibe stehen, sehen, wie der Sicherheitsbeamte die Hände wie beim Däumchendrehen umeinander kreisen lässt. „Morgen wiederkommen“, sagte der französischsprechende Belgier, als ich nachfragte. Ich sah Frauen an den Schaltern, die ihrem Feierabend entgegenlächeln. Ich überraschte mich damit, dass ich kraftvoll grumpfte.
Am nächsten Morgen fand ich mich gegen Viertel nach acht an der Butik am Gare du Midi (die niederländisch sprechenden sagen: Zuidstation) wieder mit der Nummer 57 in der Hand. Die ist für Cash-Zahler. Wer mit Karte zahlt, bekam eine Dreihunderter-Nummer. Eine Stunde später hielt ich noch immer den nun etwas zerquetschteren Berechtigungszettel in der Hand und hatte für zwei Euro ein Portraitfoto von mir erstanden. Mit 9 mal 13 Zentimetern zu groß, um es als Passfoto für das Monatsticket ausgeben zu können. Ich wollte ein Alternativbild zu dem, das ich aus Bielefeld mitgebracht hatte. Der Automat hatte mir nicht gesagt, das ein Portrait größer ist als der teuere Satz Passfotos, den er auch feilbot.
Drei Schalter waren in der Butik in Betrieb. Aber nicht immer. Mal verschwanden die Mitarbeiter in den Kammern dahinter, und mal telefonierten sie parallel, während die bedienten. Ich bemerkte, dass unabhängig vom Schalter im Wechsel nacheinander die Barzahler und dann die Kartenzahler drangenommen wurden. Als Brüsseler könnte ich also einfach beide Berechtigungszettel ziehen. Unfair.
Mein Mitarbeiter konnte auch Englisch. Drei Minuten, nachdem ich ihm mein Zettelchen gereicht hatte, hielt ich mein Monatsticket in der Hand. Das ging ja schnell.
1 Kommentar:
Ich sehe Du bist also schon so richtig in deinem Alltag dort drüben angekommen - und hast sogar einen I-Net-Anschluss. Ich wünsche dir einfach mal das auch weiterhin alles so reibungslos anläuft. Grüße von daheim!
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