Der 24-Stunden-Report (5): 20 Uhr
Und wieder und wieder flitzen Polizeiautos vorbei, auf dem Weg in den Stadtteil Nørrebro. Ja, in hier in Kopenhagen ist richtig was los. Autos brennen, Steine fliegen, Tränen laufen die Wangen junger Widerständiger herunter. Sie wollten ihr Ungdomshuset behalten, doch die Stadt hat das Jugendhaus an eine Sekte verkauft und musste gestern die bisherigen Bewohner zwangsräumen, damit das ehemalige Theater picobello in die neue Partei übergeben werden kann. Allerdings ist im Gegenzug nun ein kompletter Stadtteil etwas in Unordnung geraten.
Während die Sympathisanten des anarchistischen und selbstorganisierten Kultur- und Jugendzentrums sich wehren, Barrikaden auftürmen und Sachen kaputt machen, stehe ich in Reih und Glied und zähle im Kopf: eins, zwei, drei, ... vier, fünf, sechs, sieben, acht. Mehr oder minder rhythmisch bewege ich mich vorwärts. Schweiß rinnt mir die Stirn herunter. Irgendwie ist da ein innerer Widerstand. Doch ich ignoriere ihn und kämpfe weiter. Einer muss es ja tun. Und ich bin nicht allein. Mit mir sind vielleicht 40 Leute, manche perfekt ausgebildet, manche blutige Anfänger so wie ich. Vorne gibt unser Anführer Befehle. Geradeaus, links, jetzt rechts. Wir folgen ihm blind. Ja, hier ist richtig was los, hier beim Salsakurs für Anfänger und Fortgeschrittene im Club Mambo in Kopenhagen.
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